Seit 20 Jahren wird im Nordwestzentrum Fastnacht gefeiert. Zum fünften Mal ist das Einkaufszentrum das Prinzliche Haus. Zur Weiberfastnacht gab’s am Donnerstag ein rauschendes Programm voller Spaß, Narren und Musik.
Krawatte zu tragen, wagt sich niemand im Nordwestzentrum zur Altweiberfastnacht. Offenbar ist die Angst vor scharfen Scheren am edlen Mode-Accessoire zwischen all den Fastnachtern zu groß. Dafür gibt es Glitter und Glimmer, Kostüme von Schmusekatze bis Nonne, von Pirat bis Schmetterling und Frosch und entzückte Schreie vor allem von weiblichen Besuchern beim Männerballett Schnauzer. „Sing Hallelujah!“ tönt es beim Fast-Striptease aus Generals-Uniformen zu neon-bunten Anzügen und später zu Chiffonröckchen und Ringel-stulpen.
Besser kann die Stimmung nicht, und auch das Prinzenpaar Larry I. und Nadine I. kann sich vor Begeisterung kaum halten. Staunende Besucher auf der Galerie, die eigentlich shoppen gehen wollen und es noch ein bisschen aufschieben, weil der Tanz der Männer einfach zu lustig ist. Die Leyla-Zugabe hält niemanden mehr auf den Bänken, auch wenn vorher ein ernstes Thema aufkommt: die Bitte, sich als Rückenmarkspender registrieren zu lassen.
Axel Heilmann, der Präsident vom Großen Rat, führt locker durch das fast vierstündige Programm auf der großen Bühne. Alle verbindet vor allem die Freude an der Fastnacht. Bäppi La Belle in Neon-Limette-Grün und Gold singt „Ruckizucki“ und frotzelt: „Grün trägt man, grün isst man, grün wählt man nicht“ und erntet Lacher. Oberbürgermeister-Kandidatin Maja Wolff verteilt 111 Kreppel im Publikum, das aus ganz Frankfurt zusammengekommen ist. Sogar aus der Nachbarstadt Offenbach. „Frankfurt ist schon schee und kann feiern“, sagt Ali Mohamed, der als Teufel verkleidet ist.
Applaus gibt es für die kleinen Sweet Lions von den Eschbäjer Zuckerreube für ihren fetzigen Modern Dance in Sternkostümen, für die Gruppe Halligalli von den Fidelen Bockemmern, die in Regenbogen-bunten Handabdrücken auf weißen T-Shirts und knappen Jeans-Shorts zu „Kann ich nicht so sagen müsst ich nackt sehen“ und „Olivia“ den perfekten Tanz mit gewagten Hebefiguren zum Besten geben. Tante Gladice entführt nicht nur nach Paris, sondern hat einen eigenen Song mitgebracht: „Uff’m Frankfurter Kranz kimmt ka Grie Soß, ich glaub, es geht los“ schmettert sie zum Vergnügen der illustren Zuschauer in feinem Pariser Kostüm mit pinken Federpuscheln am Kragen.
Mark I. und Laura II. freuen sich als Kinderprinzenpaar „tierisch auf den großen Zug am Sonntag“. Auf dem Wagen 93 werden sie Kamellen werfen und jubeln bis Aschermittwoch.
Die Gardemädchen der Heddemer Käwwern scheinen zu schweben. Federleicht werfen sie die Beine bis in den Himmel, drehen sich, formatieren sich neu, als sei Tanz ein Kinderspiel. „Zugabe, Zugabe“ rufen die Leute. Ebenso wie bei den Krätschern, die in schwarz-silber über die Bühne schwirren, dass einem schwindelig werden könnte. Das Männerballett der Mainzer Klinik Athleten lassen es auf Bayerisch krachen. In Lederhosen und Wadlwärmern und Sepplhüten bauen sie Menschenpyramiden, die fast in die obere Etage des Nordwestzentrums reichen. Die Dreamdancers der TSG Neuenhain verzaubern mit Moulin Rouge, und Patrick Himmel singt wundervoll für seine Fans. Eine ganze Gruppe lustig verkleideter Leute ist aus Schwanheim gekommen, um „ihr“ Idol zu sehen und zu hören.
Konfetti fliegt, Luftschlangen schlängeln, es wird gepfiffen, getanzt und geklatscht. Shopping-Tüten werden abgesetzt, damit alle Hände frei sind zum Klatschen. „Ein super Ort für Karneval“, sagt Melanie Schneider, die „an Fastnacht gar nicht gedacht hat“. Eigentlich ist sie nur hergekommen, um ein „paar Klamotten zu kaufen. Jetzt habe ich neue Kleider und stundenlang einfach nur Spaß gehabt“, sagt sie begeistert. Am Faschingsdienstag will sie wiederkommen zur Entthronisierung der Prinzenpaare. „Aber vorher geht’s noch zum Zug in die Stadt.“