Im Juni versammelten sich die Staats- und Regierungschefs der G-7-Staaten auf Schloss Elmau und posierten für das obligate Gruppenfoto gelassen und mit offenem Hemdkragen vor dem Panorama des Wettersteingebirges. Von Krawatten keine Spur. Die Welt sah darin den allmählichen Untergang des seriösen Accessoires, des Zeichens der männlichen politischen und wirtschaftlichen Elite.
Als hätten die Kreativschaffenden eine Allianz geschlossen, um den Schlips zu rehabilitieren, erlebt er diese Saison tatsächlich ein Comeback. Mit einem Unterschied: Das Accessoire ziert nun den Hals der Frau.
Fast wie einst, als Marlene Dietrich, später Patti Smith, Julia Roberts, Diana oder Avril Lavigne Krawatte trugen, um mit den Erwartungen an Schauspielerinnen, Sängerinnen und Prinzessinnen zu brechen. Doch heute, in einer Zeit, in der die Grenzen zwischen Herren- und Damenmode sowieso so fliessend sind wie lange nicht, Männer Perlenketten und Frauen Buzz-Cuts tragen, hat sie ihren Status verloren und wird eher als ironisches Zitat gelesen.
Die besten Artikel aus «NZZ Bellevue», einmal pro Woche von der Redaktion für Sie zusammengestellt: Jetzt kostenlos abonnieren.
Copyright © Neue Zürcher Zeitung AG. Alle Rechte vorbehalten. Eine Weiterverarbeitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung zu gewerblichen oder anderen Zwecken ohne vorherige ausdrückliche Erlaubnis von Neue Zürcher Zeitung ist nicht gestattet.