„Der letzte Ritt nach San Fernando“ liefert überdrehte Persiflage auf das Western-Genre
Als Intro ertönt „Spiel mir das Lied vom Tod“. Kaum geht das Licht im Saal des Konzert Theaters aus, wird der Blick in den Wilden Westen frei geschossen. Ein namenloser Fremder reitet auf seinem Steckenpferd durchs Publikum und singt „Der wilde, wilde Westen fängt gleich hinter Hamburg an“. Sein wilder Ritt führt ihn in den knallbunten Saloon „Zum dreibeinigen Pony“, wo Bardame Caro Coquette („Wie diese frittierten Dinger, nur ohne R.“) ihre beste (und einzige) Kundin ist, denn „Er“, – der Sheriff Looki Luck – der kein Nein duldet, hat die Stadt leer geschossen.
Wenn sich Nik Breidenbach und Carolin Fortenbacher vom Schmidt Theater Hamburg ankündigen, dann weiß man: Es wird schräg und verrückt. So auch in ihrem neuesten Schwank „Der letzte Ritt nach San Fernando“, mit dem das spielwütige Duo eine völlig überdrehte Persiflage auf das Western-Genre abliefert, die als Kulisse dient für ein wahres Hit-Feuerwerk kreuz und quer durch alle Genres.
Dabei rocken die beiden stimmgewaltig den Saal. Freunde skurrilen Humors sind hier bestens bedient, denn Breidenbach und Fortenbacher sind sich – wie immer unter der Regie von Corny Littmann – für keinen Blödsinn zu schade. Es geht schrill zu, alles wird ironisch verzerrt, die Gags genüsslich auf die Spitze getrieben, sodass immer wieder Gelächter aufbrandet im Publikum. Dabei schlüpfen die beiden Akteure nicht nur in die Rollen von Caro Coquette (Caro Fortenbacher) und dem namenlosen Fremden (Nik Breidenbach), sondern übernehmen auch die Nebenrollen.
Fortenbacher sächselt sich hemmungslos als chinesischer Koch durch die Szene, der auch gern mal die Suppe vergiftet und sorgt für Lacher als schießwütiger Sheriff-Zwerg („Keiner ist kleiner als wie ich.“). Breidenbach macht jeder Drag-Queen Konkurrenz, wenn er – ganz in Lila – als Saloon-Chefin Delilah Fatale Feuer in die Bude bringt, nicht nur mit dem Titel „Fire“. So singen, tanzen und spielen die beiden sich förmlich die Seele aus dem Leib, und wer glaubt, er könnte sich in die mal rockigen, mal romantischen Songs fallen lassen, der irrt gewaltig.
So wird bei „Summerwine“ jedes romantische Gefühl erstickt, wenn der Cowboy ploppend seine Stiefel auszieht und sie neben die bunten Weinflaschen auf den Tisch stellt und Caro zunehmend besoffen kichert. Oder ihre Koloraturen bei „Ich gehör’ nur mir“ (Elisabeth) von einer summenden Fliege verziert werden. Taucht der winzige Sheriff mit dem langen Schatten auf, ertönt „Die Schatten werden länger“, Wiederbelebungsversuche werden mit „Staying Alive“ zur Gymnastikstunde, und mit „Money Money“ wird der plötzlich nah erscheinende Reichtum gefeiert.
Auch wenn die Aufführung Längen hat und etwas dezenter sein könnte, agieren die Darsteller mit großer Spielfreude und bereiten dem Publikum, das sie am Ende mit stehenden Ovationen feiert, hörbar Spaß.