NDR Kultur

2023-03-16 16:47:07 By : Ms. Arya zhang

Unter dem Titel "Re-Inventing Piet. Mondrian und die Folgen" untersucht die Schau, wie die Bildwelten Piet Mondrians ästhetisch die Kunstwelt, aber auch den Mainstream beeinflusst haben.

Rechteckige Farbflächen in den Primärfarben Blau, Rot und Gelb. Eingebettet in grafische Raster aus schwarzen Linien. Die Arbeiten des niederländischen Malers Piet Mondrian sind sofort wiedererkennbar. Sein ikonischer Stil machte ihn weltberühmt. Er beeinflusst nicht nur Generationen von Künstlerinnen und Künstlern, sondern schlägt sich bis heute auch in der Alltagskultur nieder. Das Kunstmuseum Wolfsburg widmet dem Phänomen jetzt eine große Ausstellung.

Umhängetaschen im Mondrian-Stil. Ein Rennrad, lackiert in den Mondrian-Farben: Rot, Gelb und Blau. Diese und andere Alltagsgegenstände haben die Ausstellungsmacher des Kunstmuseums Wolfsburg zusammengetragen. Im Vorfeld der Schau hatten sie Museumsbesucher aufgerufen, private Gegenstände mit Mondrian-Muster zur Verfügung zu stellen. Gleich am Eingang der Ausstellung werden sie auf einem riesigen Stahlregal präsentiert und stimmen ästhetisch auf den Ausstellungsrundgang ein.

Mondrian, sagt der Direktor des Kunstmuseums Wolfsburg, Andreas Beitin, sei einer der meistzitierten und meistkopierten Künstler aller Zeiten: "Es ist eine unglaublich große und faszinierende globale Erfolgsgeschichte, weil nicht nur zahlreiche Künstlerinnen und Künstler ihn weltweit zitiert haben, adaptiert haben, persifliert haben, sondern er ganz stark von der Mode vereinnahmt wurde, muss man fast sagen. Das Design hat sich orientiert, die Architektur. Es gibt eine unglaublich komplexe Rezeptionsgeschichte, die mit Mondrian verbunden ist."

Um die geht es in der neuen Ausstellung "Re-Inventing Piet. Mondrian und die Folgen" in Wolfsburg. Sie will zeigen, wie massiv Mondrians Bildsprache schon vor mehr als hundert Jahren nicht nur Zeitgenossen des Niederländers beeinflusste, sondern auch nachfolgende Künstler-Generationen bis heute beschäftigt. "Unsere Ausstellung ist keine klassische Retrospektive, wie die, die vor wenigen Wochen in Düsseldorf zu Ende gegangen ist, sondern wir zeigen eben das, was Mondrian bewirkt hat, wer alles durch ihn inspiriert worden ist", erzählt Museumsdirektor Andreas Beitin. "Wir haben einen Parcours, der neben den Originalwerken von Piet Mondrian auch einige seiner Zeitgenossen präsentiert, um zu zeigen, dass Mondrian natürlich nicht der einzige gewesen ist, der neoplastisch oder so abstrakt gemalt hat. Dann zeigen wir auch ein riesengroßes Spektrum an zeitgenössischen Arbeiten, die sich mit ihm auseinandersetzen."

Heißt aber nicht, dass es in Wolfsburg keine Originale von Mondrian zu sehen gibt! Denn Herzstück der Wolfsburger Schau ist ein kreisrunder Raum, in dem in bilderschonendem Dämmerlicht einige seiner typischen Arbeiten im als "neoplastisch" bezeichneten Stil zu sehen sind. Die Raumform ohne Ecken und Kanten sei dabei ganz bewusst gewählt, erklärt Museumsdirektor Beitin: "Eine ungewöhnliche Präsentationsform, denn er selber hat ja das Runde abgelehnt, er hat das Diagonale abgelehnt. Wenn man eine runde oder gekurvte Wand hat, dann hat man natürlich keine quadratische oder rechteckige Wand, die ihn dann auch wiederrum mit Linien aufgreift, und deswegen kommen die Werke von Piet Mondrian hier besonders gut zur Geltung."

Viel Raum, um zu wirken, bekommen alle ausgestellten Arbeiten. Die große Halle des Kunstmuseums Wolfsburg ist keineswegs mit Kunst überfrachtet. In der weißen, weitläufigen Ausstellungsarchitektur kommen die farbigen Werke besonders gut zur Geltung. Etwa jene berühmten Cocktailkleider Yves Saint Laurents, für die sich der französische Modedesigner stilistisch bei Mondrian bediente. Drei originale Kleider aus den 1960er-Jahren sind in Wolfsburg zu sehen, "die damals ganz maßgeblich Mondrian auch einem größeren Publikum bekannt gemacht haben", klärt Beitin. "Die Mutter von Yves Saint Laurent, hat zu Weihnachten keine Krawatte geschenkt, sondern ein Mondrian-Buch. Das hat wahrscheinlich dazu beigetragen, dass er auf die Idee gekommen ist, Mondrian zu adaptieren."

Die Art und Weise, wie sich Künstlerinnen und Künstler mit Mondrian auseinandergesetzt, zum Teil regelrecht an ihm abgearbeitet haben, zeigt sich ganz unterschiedlich. Manche können als fast ehrfürchtige Hommage verstanden werden - so etwa der berühmte rot-blaue Stuhl von Gerrit Rietveld oder die Bilder der US-amerikanischen Künstlerin Lee Krasner, die unverkennbar Mondrians Stil kopiert. Andere Künstlerinnen und Künstler setzten sich eher ironisch, teils subversiv mit Mondrians ikonischer Bildsprache auseinander.

Der französische Künstler Mathieu Mercier zum Beispiel kopiert Mondrian bewusst ungelenk - mit schiefen Linien und unsauber gearbeiteten Farbflächen. Der Künstler hat sich seit vielen Jahren mit Mondrian auseinandersetzt und "stört sich in gewisser Weise an dieser Reinheit, an diesem Purismus, den Mondrian immer wieder in seinem Schaffen durchsetzen wollte - und schafft quasi auch einen Mondrian nach, bewusst hingerotzt. Das Ganze ist auf einer Sperrholzplatte, die teilweise auch noch abgebrochen ist", sagt Beitin.

Rund 150 Arbeiten zeigt das Kunstmuseum Wolfsburg - neben den Originalen von Mondrian, viele weitere Werke: von Alfred Hrdlicka etwa, von Georg Baselitz, Barbara Kasten, John Baldessari oder Sylvie Fleury.

Das Kunstmuseum Wolfsburg bietet mit seiner großen Ausstellungshalle einen idealen Rahmen zur Präsentation internationaler zeitgenössischer Kunst. extern

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