Über 900'000 Solarmodule wollen die Verantwortlichen in das Walliser Saflischtal mit Transportseilbahnen und Helikopter fliegen. Dort soll auf 2500 Meter über Meer möglichst bald die grösste zusammenhängende Solaranlage in den Alpen entstehen. Über das Projekt mit Namen «Grengiols-Solar» informierten am Mittwoch die Gemeinde Grengiols und die Energieversorger Energie Brig-Aletsch-Goms und Forces Motrices Valaisannes.
Mit tausenden Modulen sollen dereinst jährlich 600 Gigawattstunden (GWh) Strom produziert werden, davon rund 42 Prozent im Winter, wenn die Energie knapp ist. Das rechneten die Verantwortlichen an der Pressekonferenz vor. Die 600 GWh sollen den Strombedarf von rund 200'000 Haushalten abdecken.
Die Pläne hätten bis in die Niederlande Wellen geschlagen, so der Gemeindepräsident von Grengiols, Armin Zeiter vor den Medien. Selbst von dort habe er Anfragen zum Projekt erhalten. Nun gehe es darum, vorwärts zu machen in der Planung.
Die Idee vom Megaprojekt stammt aus der Feder des ehemaligen SP-Präsidenten Peter Bodenmann (70). In einer ersten Projektidee war von Strom für 400'000 Haushalte gesprochen worden. In den vergangenen Monaten haben die Verantwortlichen das Gebiet analysiert und eine Testanlage aufgestellt.
Inzwischen fällt das Projekt kleiner aus: Die Verantwortlichen sprachen am Mittwoch von einer Fläche von 3,4 Quadratkilometer, auf welcher Solarpanels aufgestellt werden sollen. Der Solarpark fällt kleiner aus, weil man etwa einen Lawinenhang nicht bebauen wolle, sagte der Projektverantwortliche Raoul Albrecht.
Kritiker monieren, das Alpensolarkraftwerk zerstöre die Natur, sei zu teuer und bringe der lokalen Bevölkerung zu wenig. Die Grünen im Wallis haben bereits das Referendum angekündigt. Sammeln sie genügend Unterschriften, wird im Herbst abgestimmt.
Auch im Parlament in Bern ist man sich nicht einig, ob das Projekt Fluch oder Segen ist. So ist der grüne Walliser Nationalrat Christophe Clivaz (54) er sei gegen das Megaprojekt, das mitten in die «schöne Natur» gebaut werden soll.
Anders urteilt Mitte-Nationalrat Philipp Matthias Bregy (44) aus Naters. Er findet die Idee sinnvoll: «Wir müssen Solaranlagen dort aufbauen, wo es viel Sonne hat, und im Wallis hat es davon viel.» Tatsächlich liegt das Projekt laut den Verantwortlichen in einem Gebiet mit jährlich rund 1500 Sonnenstunden.
Infolge der befürchteten Energieknappheit hat das Parlament im Herbst äusserst schnell ein dringliches Bundesgesetz verabschiedet, das grosse Anlagen wie diese ab einer jährlichen Mindestproduktion von 20 GWh grundsätzlich erlauben will.
Es ist nun an den lokalen Verantwortlichen, die lokale Stimmbevölkerung zu überzeugen. So verspricht sich Gemeindepräsident Zeiter zusätzliche Steuereinnahmen und zusätzliche Arbeitsplätze. Verschiedenen Umweltverbände wollen sich am Mittwochnachmittag vertieft die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie anschauen, und danach über ihre weiteren Pläne informieren.
Zu reden geben dürfte in den kommenden Wochen auch die Frage, was die Anlage für die heute bewirtschaftete Alp bedeutet. Gemäss Medienmitteilung werde die Solaranlage so ausgelegt, dass Kühe zwischen und unter den Modulen grasen können. Man müsse aber noch einige Fragen mit den drei Familien klären, welche die Alp im Saflischtal bewirtschaften. Zudem wolle man das Projekt mit einem Umweltmonitoring begleiten, so der Projektverantwortliche Albrecht.